Lehrgang Family Counseling
Du willst Familien neue Perspektiven aufzeigen?
Zertifizierte Ausbildung zum/zur Familienberater*in nach Jesper Juul.
Starttermin: 9. April 2021
Ort: IGfB, Innsbruck
- Details
- Geschrieben von Klemens Röthig
Ein kleiner Junge sitzt im Einkaufswagen im Supermarkt und singt hingebungsvoll vor sich hin. Inmitten der maskierten und aufs Einkaufen konzentrierten Erwachsenen wirkt er wie eine Insel der Entspannung. Ich schaue ihm fasziniert zu und muss dabei lächeln. Da treffen sich unsere Blicke. In seinem Gesicht entsteht auch ein Lächeln, aber auf halbem Weg hört es auf. Wie eingefroren. Mir ist klar, dass es mit meiner Maske zu tun haben kann und ich versuche umso mehr, mit meinen Augen zu lächeln. Es gelingt mir nicht, ich gehe vorbei, der Junge hat aufgehört zu singen und schaut weg.
Ich ärgere mich über diesen Ausgang, schimpfe innerlich über die Pandemie und drifte ab in Gedanken darüber, wie kleine Kinder die Umwelt auf Dauer erleben, wenn ihre Möglichkeiten eingeschränkt werden, in Gesichtern zu lesen. Ich stehe vor einem Regal und habe den Faden bei meinem Einkauf verloren, denn eigentlich ist mein Kopf damit beschäftigt, eine Lösung für das von mir gerade bemerkte Problem zu finden. Ich muss mich daran erinnern, dass ich das gar nicht kann. Mein Wunsch zu helfen sitzt oft in der ersten Reihe.
Ich frage mich, woher der Impuls kommt, Probleme schnell zu lösen. Neulich klopfte an die Tür meines Beratungsraumes die Kosmetikerin, die ihr Studio auf demselben Gang hat. Ihr Staubsauger funktionierte nicht, ob ich mal schauen könnte. Ich hatte den Knopf schnell gefunden, sie bedankte sich, ich freute mich geholfen zu haben und weg war sie. Danach stand ich wieder allein da und dachte an den Klienten, mit dem ich kurz vorher über seine Trennung gesprochen hatte. Er hatte gesagt, dass es ein gutes Gespräch für ihn war, aber der Vergleich zum Staubsauger fiel mir halt auf.
Zum Glück gibt es viele andere, die sich auch mit dem Helfen wollen beschäftigt haben. Bei einem Vortrag der Schriftstellerin Anne Lamott hieß es: „Hör auf zu helfen! Wenn es das Problem von jemand anderem ist, dann hast du wahrscheinlich sowieso keine Lösung!“ Und der Familientherapeut Jesper Juul behauptete sogar einmal, wir hätten gar nicht das Recht zu helfen. Und dem, der sich nicht helfen lässt, kann man laut einem Sprichwort sowieso nicht helfen.
Helfen scheint also gar nicht so einfach zu sein. Selbst wenn Menschen zum Ausdruck bringen, dass sie ein Problem haben, heißt das überhaupt nicht automatisch, dass sie auch einen Rat wollen. In den meisten Fällen geht es erst mal um etwas anderes. Ich habe schon oft den irritierten Blick von Männern gesehen, wenn ihre Frauen ihnen mitteilen, dass sie gar keine Hilfe wollen, wenn es ihnen schlecht geht, sondern dass sie sich wünschen, dass man ihnen zuhört. Helfen verboten! Aber dann gibt es die Momente, in denen Menschen sich auf einmal selbst ernsthaft fragen: „Was soll ich bloß tun?“ Ich glaube inzwischen, dass es an solchen Stellen sinnvoller ist, sich in dem momentanen Dilemma etwas aufzuhalten, als möglichst schnell wieder herauszukommen.
Für manche Menschen ist es überhaupt unangenehm, am empfangenden Ende einer Hilfe zu sitzen. Vielleicht sind sie es mehr gewöhnt, auf der gebenden Seite zu sein oder es fühlt sich falsch für sie an, etwas nicht allein zu schaffen. Wenn ich jemandem helfen will, kann es auch passieren, dass ich einen hervorragenden Ratschlag besitze, ihn aber auf eine blöde Art oder zum falschen Zeitpunkt mitteile. Das nützt dann gar nichts. Es kann auch sein, dass ich mir die beste Mühe gebe und die andere Person will meine Unterstützung nicht. Dann kann Helfen-Wollen übergriffig werden. Damit das nicht geschieht, ist es wichtig, zu unterscheiden, ob meine Hilfe der anderen Person dient oder eigentlich mir selbst.
Und oft ist das, wobei ich helfen will, einfach zu groß. Zum Beispiel bei existentiellen Themen wie Tod, Trennung oder halt bei einer Pandemie. Für mich ist deshalb die Frage wichtig geworden, die die Empathieforscherin Eve Ekman Krankenschwestern in einem Hospiz gestellt hat: „Wenn du dich nicht erfolgreich fühlen kannst dadurch, dass du jemandem hilfst, gesund zu werden oder seine Probleme zu lösen, gibt es etwas anderes im Zusammensein mit der Person, was dein Sein erfolgreich machen könnte?“
Den Jungen im Einkaufswagen kann ich nicht vor den Auswirkungen der Gesichtsbedeckung schützen, aber ich werde auf jeden Fall wieder lächeln, wenn mir danach ist. Und vielleicht zeige ich das nächste Mal kurz mein ganzes Gesicht.
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- Geschrieben von Liesl Ehgartner
Ich sitze hier in Istrien, im Wohnwagen, in einigen Metern Entfernung rauscht das Meer. Dazu die Zikaden mit ihrem rhythmischen Tönen. Mir ist schwer ums Herz, ich schreibe diesen Text nicht gerne, denn der Anlass ist der Tod von Jesper Juul.
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- Geschrieben von Ben Schuster
Der Urlaub steht vor der Tür, und ich unterhalte mich mit meinem 16-jährigen Sohn über unsere Urlaubspläne. Ich freue mich, dass wir uns mit einigen Freunden treffen und dass meine Freundin und ihre Kinder auch dabei sein werden.
"Wenn sie mitkommt, dann komme ich nicht mit,“ sagt er sofort.
Ich bin schockiert. Was?!?!?!?!" Von einer Sekunde auf die andere ist mein Kopf leer. Ich denke nur noch in Schwarz und Weiß. Entweder läuft es so wie ich will und er verliert oder umgekehrt. Und damit kommt die Angst vor einer Entscheidung, die mir unmöglich erscheint und die ich nicht treffen will. Ich will mich nicht zwischen meinem Sohn oder meiner Freundin entscheiden.
Letztes Jahr ist vieles schief gegangen. Wir haben schon auf dem Weg in den Urlaub gestritten. Wir haben während wir dort waren fast jeden Tag gestritten. Und wir haben auch auf dem Heimweg gestritten. Einige Male hatte ich das Gefühl, es wäre entspannter, nicht im Urlaub zu sein. Zu viele widersprüchliche Bedürfnisse. Zu viele Emotionen. Zwei Familiensysteme, die sich immer wieder in die Quere kommen. Vier Teenager, die alle ihre Bedürfnisse erfüllt haben wollten. Zwei Erwachsene, die, gelinde gesagt, völlig überfordert waren. Und keine Freunde oder andere Möglichkeiten, sich auszutoben und schwierige Gefühle zu zeigen. Eine entspannte Zeit? Kaum.
Und mit seiner Erklärung "Ich komme nicht mit" überflutet mich die volle emotionale Erinnerung an das letzte Jahr. Die Wut. Die Beklemmung. Das Gefühl, festzustecken. Hilflos zu sein. Überwältigt zu sein.
Emotionaler Überfall
Durch meine Erfahrung als Family Counselor habe ich ein ziemlich klares Bild, was jetzt gerade mit mir passiert und was ich auch tun muss. Im Moment der Überforderung schaltet mein System von einer Sekunde auf den Nächsten auf Notfall um, und damit steigt auch die Bereitschaft zu Kämpfen oder zu Fliehen. Ich muss einen Weg finden, meine Gefühle zu fühlen, mit mir selbst wieder in Kontakt zu kommen. Ich muss mein System beruhigen, um wieder handlungsfähig zu werden.
Obwohl wir kopfgesteuerte Menschen sind, sind meine Gedanken hier nicht hilfreich, sondern befeuern nur meine Kampf-/Fluchtbereitschaft. Wir kommen erst über unsere Gefühle und körperlichen Empfindungen wieder mit uns selbst in Kontakt. Durch Selbstberuhigung und dem Ernstnehmen der eigenen Gefühle signalisieren wir unserem System „die Gefahr ist jetzt vorbei, jetzt ist es sicher“.
Im Sommerurlaub letztes Jahr ist mir dies nicht gelungen. Mein Stresssystem war dauernd auf Stufe Rot, und die geringste Provokation veranlassten mich zum Angriff oder Flucht. Was natürlich nur die Abwehr meines Sohnes oder meiner Freundin aktivierte und zu einem ständigem:" Du hast gesagt", "Ja, aber du hast getan", "Nein, das warst du“ führte. Die Meinungsverschiedenheiten waren oft klein, aber die emotionalen Reaktionen waren groß! Mein ständiges Kämpfen verhinderte, dass ich mich selbst wahrnehmen und fühlen konnte. Ich blieb stecken!
In die Gefühle eintauchen
Ich atme also jetzt tief durch und erinnere mich daran, dass meine Gefühle einen Anfang, eine Mitte und ein Ende haben, und tauche ein. Was fühle ich? Ich probiere, das aufzuschreiben
- Ich bin schockiert, dass mein Sohn so heftig reagiert.
- Ich bin schockiert, dass es mich so vom Hocker gehaut hat.
Die bewegungslose Starre fühlt sich sehr fest an. Aber ich atme tief durch und mache weiter…
- Ich habe Angst, dass mein Sohn nicht mit mir in den Urlaub fahren will…
- Ich habe Angst, dass ich nicht mit meiner Freundin wegfahren kann…
- Ich habe Angst vor weiterem Streit und Ungewissheit…
Während ich die Sätze schreibe, bleibe ich mit meiner Angst präsent. Ich fühle sie. Lasse sie zu. Ich versuche nicht, sie aufzulösen oder mein Denken zu aktivieren, in dem ich nach Lösungen suche. Ich schreibe meine Gefühle einfach auf. Ich spüre es tut gut. Ich habe viele Ängste, die mir nicht bewusst waren. Meine heftige Reaktion macht zunehmend Sinn. Ich bleibe dran. Was ist sonst noch da?
- Ich bin wütend, dass meine Freundin nicht mehr unternimmt, die Beziehung mit meinem Sohn zu verbessern.
- Ich bin wütend, dass er nicht macht was ich gerne hätte.
- Ich ärgere mich darüber, dass Patchwork so schwierig ist und dass wir dieses Gespräch führen müssen
Während ich meine Wut aufschreibe, spüre ich einen Energieschub. Ein Teil von mir will „ja aber“ sagen, die Wut verkleinern. Aber einen anderen Teil lässt die Wut zu. Ich muss nicht nur schöne Gefühle haben. Es nervt einfach und jetzt kann ich es zulassen. Es kommt auch der Wunsch, die Dinge zu ändern; Grenzen zu setzen oder für das einzutreten, was mir wichtig ist; aktiv zu sein. Ich spüre auch, welche meiner Wünsche oder Sehnsüchte für mich wichtiger sind. Ich versuche bewusst keine, Aktionspläne zu erstellen oder mich darin zu verfangen, wie ich diese Dinge verwirklichen kann. Ich lasse einfach zu, dass meine Wut jetzt da ist, dass ich sie spüre, wie sie steigt und sich wandelt. Und es kommen neue Gefühle…
- Ich bin traurig, dass mein Sohn sich bei meiner Freundin und ihren Kindern anscheinend nicht wohl fühlt.
- Ich bin traurig, dass wir in diesen Kämpfen stecken bleiben und die Zeit miteinander nicht genießen.
- Ich bin traurig, dass ich diese Probleme gefühlt allein bewältigen muss.
Im ersten Moment fühlt es sich schwer und hoffnungslos an. Ich versuche nicht, mir einzureden, dass es nicht so schlimm ist. Ich lasse die Schwere zu. Und dann kommt ein kleines Loslassen. Ein annehmen, dass es so ist. Und die Trauer fühlt sich überraschenderweise erleichternd an. Ich mag es immer noch nicht, dass die Dinge nicht so sind, wie ich sie mir wünsche. Aber, ich kann auch anfangen sie zu akzeptieren. Jetzt ist es so. Das darf sein. Und es steigt in mir eine Offenheit für das, was da ist auf.
- Ich bin neugierig, wie mein Sohn den Urlaub letztes Jahr eigentlich erlebt hat
- Ich bin neugierig, was er sich von den freien Tagen erhofft
- Ich bin offen für neue Ideen und Vorschläge
Die Offenheit fühlt sich gut an. Wie ein Vertrauen in unsere Beziehung. Das bekommen wir schon hin. Es überrascht mich, wie schnell meine inneren Gefühle sich von Widerstand zu Offenheit verändert haben. Die Offenheit ist echt, nicht gezwungen. Und ich spüre plötzlich, was ich mir wünsche…
- Ich möchte sowohl mit meinem Sohn als auch mit meiner Freundin in den Urlaub fahren können.
- Ich möchte einen schönen Sommer haben,
- Ich möchte, dass wir eine schöne Zeit miteinander verbringen
- Ich möchte Zeit für mich, Zeit mit meinem Sohn und Zeit mit meiner Freundin.
- Ich möchte, dass es unkompliziert ist… ahh… das möchte ich sehr!!!
Ich spüre mich wieder. Es tut gut. Ich kann wieder tief und frei atmen. Ich fühle mich wieder mit mir verbunden. Meine Füße fest auf dem Boden. Und es ist eine ganz andere Energie da.
Eine Änderung von Innen
Nachdem ich diesen Prozess durchlaufen habe, wird mir plötzlich bewusst, dass mein Drang zu kämpfen oder zu fliehen sich verändert hat. Es ist jetzt zum Wünsch geworden mit meinem Sohn und meiner Freundin zu sprechen. Ich bin mir nicht sicher, ob wir eine Lösung finden werden. Aber ich habe nicht mehr das Gefühl, dass die Situation schwarz oder weiß ist, und dass es einen Gewinner und einen Verlierer geben wird. Ich bin jetzt bereit, meine, seine und ihre Bedürfnisse ernst zu nehmen. Und in allem will ich dem treu bleiben was mir wichtig ist.
Es entstehen in mir neue Wörter, die ausgesprochen werden möchten. „Tut mir leid, dass ich unser Gespräch über den Urlaub so blöd angefangen habe. In dem Moment konnte ich nicht reagieren, ich war überfordert. Aber ich habe gehört, dass du Bedenken hast. Können wir das Thema nochmals angehen. Ich würde gerne hören, wie es letztes Jahr für dich war, was du dir wünscht und würde dir auch gerne erzählen, wie es für mich war und was ich mir wünsche…
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- Geschrieben von Ben Schuster
Ich setze mich wieder an den PC und fühle mich gut. Ich bin ein guter Papa. Ich habe langsam den Dreh bei dieser Homeoffice-Sache heraus. Habe mir Zeit für ein angenehmes Mittagessen mit meinem Sohn genommen, fühle ich mich jetzt gut in meiner Haut. Noch ein paar Dinge erledigen, damit ich den Tag ausklingen lassen und mich abends entspannen kann. Dann ruft meine Freundin an und fragt, ob ich ihrer Tochter helfen kann. Nach ein paar Minuten hat sie ihre Aufgabe geschafft und mein 16-jähriger erscheint in der Tür.
"Ich muss mein Biologieprojekt mit dir besprechen, ich kenn mich da nicht aus!“
Ich spüre wie der Frust in mir steigt. Ich will vor meinem nächsten Termin noch etwas fertig machen. Schon wieder eine Störung! "Wir haben gerade eine Stunde zusammen zu Mittag gehabt. Du hättest da was sagen können. Ich muss jetzt weiterarbeiten. Lass uns später reden". Einen kurzen Moment lang, spüre ich, dass mein Stresspegel wieder sinkt, und ich bin insgeheim stolz darauf, dass ich eine gewisse Struktur aufrechterhalte und mich auch um meine Bedürfnisse kümmere.
"Aber ich brauche jetzt Hilfe"!
"Ja, aber ich habe einen Termin, der in 20 Minuten beginnt, und möchte vorher noch etwas erledigen!
"Du hast nie Zeit für mich! Du interessierst dich nie für das, was ich tue. Du hast immer Zeit für andere. Aber nicht für mich!"
Ich spüre wie die Wut in mir aufsteigt. Bevor ich noch meine innere Kernschmelze stoppen kann, schaue ich mir zu, wie ich wie ein Vulkan über meinen 16-jährigen Sohn ausbreche. „Nie! Du hast keine Ahnung, wie viel ich für dich tue. Du merkst es nie, wenn ich mir Zeit nehme, dir zu helfen. Du siehst immer nur das, was ich nicht tue! Du... du… du…!!!!"
Ich brauche die Geschichte nicht fertig zu erzählen, damit ihr wisst, wo sie endete. Ich höre noch immer das Zuschlagen seiner Zimmertür. Ich spüre die intensive Wut und Frustration; das Gefühl nicht verstanden zu sein. Die Ruhe eines angenehmen gemeinsamen Mittagessens, nur 10 Minuten zuvor - eine ferne Erinnerung. Was bleibt, sind die Trümmer eines Zusammenbruchs unserer Beziehung. Alle beide haben wir uns hinter die Mauern der Wut zurückgezogen. Meine Hoffnung auf einen effektiven Nachmittag ist dahin! Ich schaffe es, die kurze Skype-Konferenz zu überstehen und gehe nach draußen, in der Hoffnung, meinen Kopf frei zu bekommen.
Was ist gerade passiert?
Wie konnte ich so ausflippen? Alles schien so gut? Ich bin in letzter Zeit viel besser mit seinen Launen fertig geworden. Warum hat mich das gerade so hart getroffen?
Ich bin wütend. Aber erste Risse erscheinen in meinem harten Panzer. Ich zweifle an mir selbst. Bin ich wirklich ein guter Vater? Habe ich nie Zeit für meinen Sohn? Interessiere ich mich wirklich nicht für das, was er tut? Während ich gehe, beginne ich zu befürchten, dass etwas daran wahr sein konnte. Ich bin oft nicht zu 100% anwesend oder völlig daran interessiert, was er in der Schule macht. Meine Gedanken drehen sich oft um berufliche Probleme, ganz zu schweigen von den Rechnungen, die zu bezahlen sind, der Reparatur des Autos, dem Haushalt und allem anderen, was zum Alltag dazu gehört.
Jetzt wird aus meiner Wut ein Schuldgefühl. Jetzt fühle ich mich wie ein schlechter Vater. Ich lasse meinen Sohn im Stich. Eine weitere Erwartung kommt zu der langen Liste von Dingen hinzu, die ich tun/können/schaffen muss, um ein guter Vater zu sein: immer für meinen Sohn da sein, wenn er Hilfe braucht. Immer. Damit er sich nie vernachlässigt fühlt.
Es ist hoffnungslos
Und dann: Es ist zu viel. Zu viel Druck. Wie soll das jemals gehen? Ich werde es nie schaffen, ihm alles zu geben, was er braucht. Ich werde nie ein guter Papa sein!
Ich bleibe stehen. Setze mich an einen Fluss. Ich bin erschöpft. Ich sehe das Wasser vorbeifließen. Die warme Sonne verlangsamt meine Gedanken. Ich kippe für 10 Minuten weg.
Als ich aufwache, scheint sich der Nebel im Kopf ein wenig aufgelöst zu haben. Ich fühle mich weicher. Irgendwie freundlicher zu mir selbst. Vielleicht liegt es an dem kurzen Nickerchen.
Was auch immer diese Änderung hervorgebracht hat, ich kann jetzt deutlich sehen, dass es wirklich hoffnungslos ist. Ich kann nicht mehr "tun"! Ich schaffe es nicht, alles zu tun, was mein Sohn erwartet oder sogar braucht, um zufrieden zu sein. Ich werde nie ein perfekter Vater sein. Ja, es ist hart, ihn enttäuscht oder verärgert zu sehen. Und ja, es ist noch härter, wenn er mir vorwirft, dass ich schuld daran bin, dass er sich so fühlt. Und das Härteste daran ist, dass ich ja wirklich ständig versuche, Dinge zu tun, die ihn glücklich machen. Und das Gefühl, als Elternteil versagt zu haben ist fast unerträglich.
Aber es ist einfach nicht möglich. Ich werde nie in der Lage sein, dafür zu sorgen, dass er immer zufrieden ist. Schon gar nicht als 16-jähriger, dessen Stimmungen alle 5 Minuten schwanken.
Irgendwie weiß ich tief im Inneren, dass mein Versuch, ein perfekter Vater zu sein, zum Scheitern verurteilt ist. Ich muss einen Weg finden, um mit der Tatsache zurechtzukommen, dass er manchmal unglücklich und unzufrieden ist. Und dass er mir dafür sogar die Schuld geben wird. Aber das ist in Ordnung. Das ist sogar normal.
Nur ein guter Vater sein?
Ein neuer Gedanke beginnt sich in meinem Kopf zu bilden... Was, wenn ich „nur“ ein guter Vater wäre? Nicht perfekt. Nicht großartig. Nur OK. Gut genug. Jemand, der gelegentlich ausflippt, wenn’s zu viel wird. Jemand, der manchmal sagen muss: "Ich kann dich jetzt nicht helfen" oder "Mir ist das gerade zu viel, besprechen wir es später" oder "Ich weiß nicht" oder einfach mal „nein“ sagt. Ein durchschnittlicher Papa, der seinen Sohn enttäuschen darf und nicht immer in der Lage ist, das zu tun, was er sich wünscht, oder auch immer da zu sein, wenn er mich braucht.
Das ist ein befreiender Gedanke. Aber einer, mit dem ich gleichzeitig kämpfe. Ja, aber was ist, wenn ich etwas falsch mache, was ist, wenn er wirklich nicht OK sein wird? Was, wenn ich ihm Schaden zufüge? Was, wenn er mich wirklich brauchen würde und ich bin nicht da? Was, wenn er das Gefühl hat, dass ich ihn nicht liebe? Was dann?
Kinder brauchen keine perfekten Eltern
Dann erinnere ich mich an etwas, was ich von Jesper Juul gelesen habe: Kinder brauchen keine perfekten Eltern, sie brauchen Eltern, die gut genug sind, die ok sind, aber nicht perfekte Eltern! Sie brauchen auch Eltern, die authentische Vorbilder sind, und die ihren Kindern beibringen, für sich selbst zu sorgen, indem sie für sich selber sorgen und ihre Grenzen kennen und auch schützen.
Das Fenster der Hoffnung öffnet sich wieder und mit ihm das Gefühl der Befreiung. Wenn ich nicht perfekt sein muss, dann ist es einfacher, mit schwierigen Situationen umzugehen. Schwierige Situationen kommen vor und Teenager regen sich auf. Das ist in Ordnung. Es bedeutet nicht, dass ich ihn nicht liebe oder dass ich ein schlechter Vater bin. Es bedeutet, dass etwas anders ist, als er es sich wünscht und dass er sich damit schwertut. Er lernt, dass das Leben manchmal herausfordernd ist. Es ist eine schwierige Lektion, durch die wir alle hindurchmüssen: lernen mit den Enttäuschungen des Lebens umzugehen. Und wenn es für mich in Ordnung ist, dass er manchmal verärgert ist, dann ist es auch in Ordnung, wenn ich „nein“ sage oder „nicht jetzt“. Dann ist es auch in Ordnung, dass ich auch manchmal überfordert bin oder mich aufrege. Es ist uns beiden erlaubt, unvollkommen zu sein, und nicht so schöne Gefühle zu haben.
Ahh... das gibt mir Raum zum Atmen. Wieder verschiebt sich etwas in mir. Ich fühle mich weicher. Ich fühle mich offener. Und langsam kommt der Wunsch, nach Hause zurückzukehren.
Der Wunsch es wieder gut zu machen
Ich stehe auf und gehe langsam nach Hause. Und mit jedem Schritt wächst der Wunsch, mit meinem Sohn zu sprechen. Der Wunsch, mich für meine Explosion zu entschuldigen. Nicht weil ich es "muss", um ein guter Vater zu sein. Nein, weil ich es möchte. Weil ich meine Geduld in einem schwierigen Moment "verloren habe" und auch auf diesem Weg, den man Leben nennt, manchmal zu kämpfen habe. Und je mehr ich meine eigene Unvollkommenheit und mein eigenes Ringen akzeptiere, desto leichter fällt es mir seltsamerweise, seine Aufregung und sein Ringen zu verstehen. Und zu akzeptieren, dass es in Ordnung ist. Es fühlt sich an, als hätten wir ein geheimes Band; etwas Gemeinsames: Keine Perfektion – eigentlich eher unsere Unvollkommenheit - der Kampf, mit schwierigen Emotionen und Gefühlen umzugehen. Wir haben beide den Wunsch, gesehen zu werden -Und verstanden zu werden - geliebt zu sein.
Und das gibt mir die Hoffnung, dass sich alles zum Guten wenden wird. Denn ich spüre jetzt die tiefe Liebe zu ihm, die unter all dem Ringen immer da ist. Und obwohl ich nicht wissen oder kontrollieren kann, welche Höhen und Tiefen mein Sohn und ich durchleben werden. Ich weiß zumindest, dass wir uns ihnen nicht allein stellen müssen.
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- Geschrieben von Sabine Trentini
Die Schulen sind zu. Alle sind daheim.
Home-Office und Homeschooling laufen parallel.
Tag für Tag, Seite an Seite mit den Kindern in den eigenen vier Wänden.
Zerrissenheit zwischen Laptop, Telefon, aktuellen Nachrichten und Schulbüchern. So viel ist neu an dieser Situation.
Dazu kommt noch die innere und äußere Verunsicherung.
Wie lange wird es dauern? Wie schlimm wird es werden?
Was kommt danach? Was passiert mit meinem Arbeitsplatz?
Nicht nur mein Nervensystem - auch das globale Nervensystem ist hochgefahren. Und die Kinder spüren die Anspannung, meine innere Spannung und die äußere Unsicherheit.
Ich frage mich, was hilft?
Was hilft, wenn Routine und gewohnte Strukturen wegfallen?
Was brauchen wir Menschen in Zeiten der inneren und äußeren Krise?
Erste Gedanken kommen …
Wir sitzen im selben Boot
Die gewohnte Struktur ist weggebrochen, wir sind auf uns selbst zurückgeworfen. So ist es. Es ist grad alles anders.
Ich bin überfordert. Meine Kinder sind überfordert. In dieser Hinsicht sitzen wir im selben Boot. Und wenn wir im selben Boot sitzen, heißt das: „Da gehen wir gemeinsam durch!“ Wir experimentieren, lernen, scheitern, probieren und gehen weiter.
Tempo raus, Ansprüche runter
Wir rufen auch zu Hause den Ausnahmezustand aus.
Einfach weiterzumachen, wie bisher, würde uns alle in den Wahnsinn treiben.
Daher heißt es jetzt: Tempo raus und Ansprüche runterschrauben. Gnädiger sein, mit mir selbst und den Kindern.
Struktur und Orientierung finden
Was hat jetzt Priorität? Was kann warten? Was kann zur Entspannung aller beitragen? Ich lerne mir selbst und meinen Kindern Struktur und Halt zu geben. Kleine Rituale und neue Routinen. Wir gestalten unseren Morgen und unser Aufstehen neu. (Helle Jensen hat in ihrem neuen Blog eine kleine Übung hierzu.)
Da sein und austauschen
Trotz unseres Jobs brauchen auch unsere Kinder unsere Präsenz und Aufmerksamkeit. Sie müssen nicht nur in einen neuen Tagesablauf reinfinden, sie brauchen auch die Möglichkeit, sich mit uns auszutauschen. Die Möglichkeit, ihre Gefühle zu ergründen, ihnen Worte zu geben und sie zu teilen. Die Informations- und Bilderflut aus den Nachrichten beschäftigen uns alle. Es tut gut, darüber zu reden. Das Schwierige, das, was uns Angst und Sorge macht, beim Namen zu nennen, es auszusprechen, aber auch das Angenehme, das Bereichernde und Beschenkende in der neuen Situation zu entdecken.
Teil der Gemeinschaft sein – mich zugehörig fühlen
Alle sind zu Hause. Jeden Mittag soll etwas auf den Tisch. Das kann eine Herausforderung oder eine neue Gelegenheit sein. Zum Beispiel die Gelegenheit, die Kinder miteinzubeziehen. Wer mag beim Kochen mithelfen und sich einbringen?
Kinder brauchen die Sicherheit, dass sie ein wertvoller Teil ihrer Familie sind. Die Gewissheit, dass sie ihren Platz haben und zum gemeinsamen Glück und Wohl beitragen. Das gibt Halt, das macht Freude, das tut gut.
Wir haben uns geeinigt, dass jedes Kind abwechselnd mit einem Elternteil den Kochdienst übernimmt. Und das macht Spaß. Das gemeinsame Tun verbindet, es nährt, nicht nur den Bauch, sondern auch das Gefühl, wertvoll zu sein, weil man einen Beitrag leisten kann. Diese Momente entspannen mich und machen glücklich.
Stopp sagen
Und wieder ein weiterer Vormittag im neuen Modus. Jeder an seinem Arbeitsplatz, jeder ist beschäftigt. Ich beantworte eine Mail. Ich möchte sie endlich abschicken. Und schon kommt die erste Frage: „Mama, wie geht das?“
Ich steh auf und erkläre es, setze mich zurück an die Arbeit, vertiefe mich in mein Schreiben, habe den Faden wieder gefunden und da kommt die nächste Frage. „Mama, ich versteh das nicht...!“
Stopp. So geht das nicht. Wie gehe ich da vor? Kaum tauche ich in meine Arbeit ein, werde ich unterbrochen. Das macht mich wahnsinnig, gereizt und genervt.
Für mich sorgen
Jetzt bin ich gefordert. Was brauche ich? Ich spüre nach. Was kann ich leisten und was nicht? Wo ist also meine Grenze? Wie mache ich diese sichtbar? Wie sorge ich gut für mich und meine Ruhe?
Warum ist es manchmal so schwer einfach zu sagen: „Ich kann mich jetzt gerade nicht damit beschäftigen. Ich kann mir deine offenen Fragen gerne etwas später anschauen.“
Das Kind nimmt die Antwort nach einem kurzen Dampfablassen seines Frustes recht gelassen an. Wir machen uns einen Zeitpunkt aus, wo wir die weiteren Fragen besprechen. Nummern, die zu schwer sind, kennzeichnet er mit einem Fragezeichen. Die gehen wir dann gemeinsam durch.
Eine klare Botschaft. Eine verständliche Frustration. Ein Ruhemoment. Ich habe Orientierung für mich und für meinen Sohn geschaffen.
Bei mir bleiben und persönliche Worte finden
Ich bin froh, dass ich die Kurve gekratzt habe und klare Worte für mich fand. Ich kenne es auch anders. Wenn mein innerer Stress zu hoch wird, dann platzt es manchmal aus mir so heraus: „Siehst du nicht, dass ich beschäftigt bin? Kannst du mich nicht mal für eine halbe Stunde in Ruhe lassen?“
Wenn ich das mache, kritisiere ich mein Kind, mache es für die Situation verantwortlich und gebe ihm die Schuld für meinen Frust. Dass das verletzend ist, weiß ich. Und ich kenne mich, meine Stimme, mein Verhalten wirkt dann kalt und distanziert. Und mein Kind bekommt das Gefühl, es sei fehl am Platz. Und das ist eigentlich das Schlimmste!
Ich möchte von mir reden. Statt „du störst mich“ sage ich: „Ich möchte jetzt in Ruhe arbeiten und kümmere mich dann um deine Fragen. Kannst du solange warten?“ Jesper Juul nennt das persönliche Sprache ( siehe IGFB Blog Welchen Teil von Nein hast du nicht verstanden?).
Diese Aussage tut nicht weh. Sie ist klar. Ich bleibe zugewandt. Der Kontakt bleibt erhalten. Und mein Kind kann mich spüren und von mir lernen. Eigene Bedürfnisse haben ist ok und ich darf sie auch mitteilen. Er auch.
Offene Ohren und offenes Herz
Wir zeigen uns, mit dem was da ist, als die, die wir sind und finden einen gemeinsamen Weg. Dafür brauche ich offene Ohren und ein offenes Herz.
Ein Dialog entsteht. Ich nehme dich und mich und deinen und meinen Standpunkt ernst und wir schauen, was daraus entsteht.
So schaffen wir Schritt für Schritt die Herausforderung und der Weg entsteht im Gehen unter meinen Füßen.
Ruhe kehrt ein, jeder wird gesehen, jeder darf sich zeigen.
Und für uns Eltern fühlt es sich erfüllend an. Ganz da zu sein, gut für uns selbst und für die Atmosphäre in der Familie zu sorgen. Denn:
Die Luft, die Kinder einatmen, ist erfüllt von der Atmosphäre, die ihre Eltern schaffen und zu verantworten haben. Karen Glistrup
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- Geschrieben von Katrin Stauder
In den letzten Tagen habe ich mich intensiv mit dem neu überabeiteten Buch "Vom Gehorsam zur Verantwortung" von Jesper Juul und Helle Jensen beschäftigt - ein Klassiker, der jetzt neu übersetzt und aktualisiert viel leichter lesbar geworden ist.
Im Querlesen bin ich an einem Thema hängen geblieben, das mich, gerade wieder selbst sehr beschäftigt: die "persönliche Sprache". Persönliche Sprache, ein Begriff, den Jesper Juul und Helle Jensen geprägt haben, ermöglicht miteinander in Kontakt zu kommen und sich selbst besser kennenzulernen.
Als ich Jesper Juul zum ersten Mal im Dezember 2002, in Salzburg begegnete entstand auch mein erster Kontakt zum Begriff der persönlichen Sprache. Ich weiß noch, dass ich mit dem Vorhaben, mehr über mich und weniger über die anderen zu reden, aus Salzburg nach Hause gefahren bin.
Außerdem haben mich die zwei Teile in jeder Aussage, die Jesper Juul von uns einforderte, nachhaltig beeindruckt:
der passive Teil
zu sagen wie es mir,
bezogen auf eine Situation oder einen Umstand, geht
der aktive Teil
zu sagen, was ich von meinem Gegenüber,
bezogen auf diese Situation oder diesen Umstand,
will oder brauche
Mein Mann, meine Kinder, aber auch die Menschen, die mir in meinem Arbeitsfeld begegneten, gaben mir Gelegenheit, diese Anregungen auszuprobieren und immer wieder zu üben. Damals wurde mir klar, dass es nicht reicht, wenn das Wort "ich" in meinen Sätzen vorkommt, sondern, dass ich das, was ich sagen will, auch "meinen" bzw. fühlen muss, um gehört zu werden.
Jesper Juul schreibt über die persönliche Sprache:
- "Die persönliche Sprache bringt die Gefühle und Gedanken eines Menschen im Verhältnis zu einem anderen Menschen zum Ausdruck – bezogen auf einen ganz bestimmten Augenblick."
- "Sie besitzt persönliche Substanz und „Körper“ und ist somit wärmer als das, was ausschließlich vom Kopf ausgeht."
- "Sie erleichtert den Sprecher und beeindruckt den Hörer. Das ist die authentische Qualität der persönlichen Aussage."
- "Die persönliche Aussage handelt stets von dem, der spricht, und ist deshalb niemals kritisch oder belehrend."
Also fing ich an mir zu überlegen, was ich z. B meinen Kindern gegenüber wahrhaftig zum Ausdruck bringen wollte und versuchte dann, die überzeugte Entsprechung dieser Inhalte in mir zu finden - z. B. mein ganz klares "Nein", dass 100 Mal ausgedrückt keinen Effekt bei ihnen gezeigt hatte. Ich schaffte es, mir immer wieder Gehör zu verschaffen, wenn ich erfolgreich meine intellektuelle Idee mit meiner Befindlichkeit in Einklang brachte.
Trotzdem war ich noch oft damit konfrontiert nicht gehört zu werden. Auch versicherten mir immer wieder Klient*innen, dies oder jenes "genau so" zu ihren Kindern oder Partner*innen gesagt, aber absolut keinen Effekt damit erzielt zu haben.
Meine Lieblingssatz damals: "Du musst das auch glauben, was du sagst."
Die Schwierigkeit dabei war es allerdings, den Weg zu dieser inneren Überzeugung zu finden. Wie kam ich bloß dahin, das zu fühlen, was ich sagen wollte?
Nach vielen weiteren Auseinandersetzungen, Selbstversuchen, Selbsterfahrungen und einem stetigen Ringen um meinen persönlichen Ausdruck ist mir heute klar, dass meine Vorstellung von der Richtung des Erkenntnisprozesses damals falsch war. Nicht meine Idee und Vorstellung davon, was ich sagen will, muss den Weg zu meinem Gefühl finden, sondern meine persönlichen Gedanken, Werte und Gefühle, können mittels persönlicher Sprache so authentisch wie möglich vermittelt werden und auch noch ein Erkenntnisprozess für mich selbst sein.
Indem ich mich offen und neugierig darauf einlasse wahrzunehmen, zu spüren und zu fühlen, was bei mir gerade da ist; was mich umtreibt, voranbringt und abhält, indem ich darum ringe, dem was ich da in mir begegne die wirklich passenden Worte zu geben, erkenne ich mich selbst und kann mich so meinem Gegenüber authentisch zeigen und erst dadurch wirklich in Berührung und Kontakt kommen.
Die Sprache entspringt den innersten Bezirken in uns.
Kein Spiegel gibt das Bild eines Menschen so getreu wieder wie seine Rede.
[ Benjamin Jonson | englischer Bühnenautor | 1572 – 1637 ]
Meine Vorstellung war es "Von Gehorsam zur Verantwortung", nur sehr sachlich und professionell zu betrachten. Die tiefen persönlichen Überlegungen, die es in mir ausgelöst hat, haben mir jedoch einmal mehr gezeigt, dass alles was menschliche Beziehungen betrifft allgemeine Gültigkeit besitzt.
Nur wo wir ganz wir selbst sind, können wir in wahrhaftigen Kontakt mit den Menschen um uns kommen und das ist genau so wichtig für professionelle wie für private Begegnungen.
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Quellen der kursiv gedruckten Elemente:
Jesper Juul: „Pubertät – Wenn Erziehen nicht mehr geht“, Kösel 2018.
Jesper Juul, Helle Jensen:" Vom Gehorsam zur Verantwortung", Beltz April 2019.
- Details
- Geschrieben von Robin Menges
Familie kann Himmel und Hölle sein, wie es vor kurzem eine Seminarteilnehmerin auf den Punkt brachte. Himmel, wenn wir einen Platz haben, wo wir uns zu Hause fühlen, Menschen wissen, die uns nahestehen und uns so nehmen wie wir sind. In familiären Beziehungen suchen wir Verbundenheit und Geborgenheit, jemand, auf den wir uns verlassen können: einen sicheren Hafen. Aber Konflikte sind unumgänglich, weil sich jeder auch nach Autonomie und Unabhängigkeit sehnt. Und manchmal kommt das Leben anders als man es sich wünscht, da können diese engen Beziehungen auch zur Hölle werden.
Familie tut weh, wenn Kinder auffällig werden, Partnerschaften in die Brüche gehen,
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- Geschrieben von Robin Menges
We at the iGfB understand counseling and family therapy as a personal and individual process, which supports individuals and family systems in their personal solutions and arouses potential for change.
In the context of accomapnying these kind of developmental processes, Meryl Streep’s words "take your broken heart and turn it into art" touched me last week.
I also try to turn my broken heart into art. Sometimes the result is artful, sometimes not. The transformation of one's own wounds, through one's own actions, is an essential impetus of many people, whether as partners, as parents, in our professions, in our voluntary commitments or in other areas.
One of the lectures that I gave this autumn was titled "Family Hurts". In preparation for this, and through the reactions of others, I was confronted with the harshness and inevitability of this fact time and time again.
Why do we do what we do?
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